LYRIK AUS LATEINAMERIKA
Ein Gedicht von Lina Nieves Avilés
Ícaros
El olfato que era tan mío
que recorría las brasas del mar
y sus pliegues marinos.
Y, que de mis caras,
exhibía la de niño,
mostraba la mueca animal.
Ya no puedo asegurar o contradecir
el ensueño del destino
aquella fábula de vuelo dorado
hacia un eterno sol esquivo.
Así vuelan los ícaros sin suerte.
Y cuando llegue el retorno,
la caída al origen,
habrán plumas que arden en la sal.
¿Dónde estás? pregunta la furia de niño,
mi mejor máscara animal.
Ikarus
Der Geruchssinn, der mir so eigen war
der die Glut des Meeres
mit seinen Seefalten durchkämmte.
Und unter all meinen Gesichtern
offenbarte sich das des Kindes.
Es zog eine Tiergrimasse.
Ich kann dem Schicksalstraum
weder zusprechen noch widerstehen
dieser Fabel vom goldenen Flug
zu einer flüchtigen Sonne.
So fliegen die Ikarusse glücklos dahin.
Und wenn die Rückkehr ansteht,
der Fall in den Ursprung,
lassen sie Federn, die im Salz verbrennen.
Wo bist du? fragt die Kinderfurie,
meine liebste Tiermaske.
Lina Nieves Avilés, geboren 1984 in Puerto Rico, hat Vergleichende Literaturwissenschaft studiert. Neben dem Erzählband Waltzen (2010) hat sie Beiträge der Kulturbeilage En Rojo der puerto-ricanischen Tageszeitung Claridad veröffentlicht. Zurzeit absolviert sie ihren Master am Lateinamerika-Institut der Freien Universität Berlin. Im Oktober trat sie bei der diesjährigen Latinale auf.
Diana Grothues, geboren 1981 in Tübingen, hat Lateinamerikanistik und Nordamerikastudien an der Freien Universität Berlin und der Universidad de Sevilla studiert. Von 2009 bis 2014 war sie Co-Organisatorin des mobilen lateinamerikanischen Poesiefestivals Latinale. Von 2012 bis 2017 war sie Mitherausgeberin und Redakteurin von alba. lateinamerika lesen und hat u.a. mexikanische Lyrik von Amaranta Caballero Prado, Maricela Guerrero und Omar Pimienta übersetzt. Seit 2014 arbeitet sie als Forschungsreferentin an der Alice Salomon Hochschule Berlin und übersetzt freiberuflich aus dem Spanischen und Englischen.