Die mexikanische Autorin Fernanda Melchor erzählt von Gewalt, um sie zu ergründen
Fernanda Melchor gilt in Lateinamerika seit Jahren als eine der einflussreichsten Autorinnen ihrer Generation. Nun wurde endlich einer ihrer Texte ins Deutsche übersetzt – und räumte hierzulande sogleich mehrere Preise ab. Für eine Literatur, die so voller Gewalt ist, dass die Lektüre kaum erträglich ist. Dass Fiktion eine Möglichkeit darstellt, die Gewalt aus ihrer innersten Motivation heraus zu analysieren, dessen ist Melchor sich sicher. Als ihr Ende Juni im Haus der Kulturen der Welt in Berlin der Internationale Literaturpreis verliehen wurde, sprach Laudator Robin Detje von einer Literatur, die ihre Leser*innen überfordern müsse, um der komplexen Gesellschaft von heute gerecht zu werden. Überforderung ist ein gutes Stichwort, um sich dieser Autorin zu nähern. Denn Melchor zeigt uns im Schreiben, wie wir produktiv mit dem Ohnmachtsgefühl und dem Bedürfnis, angesichts extremer Gewalt wegzusehen, umgehen können.