LYRIK AUS LATEINAMERIKA

hoy no voy a escribir un poema

no puedo pensar en algo lindo
aunque la luna esté maravillosa
coronada por Júpiter, su seguidor
no quiero ver el video de Monsanto
y la maldad sembrada en la tierra
no quiero pensar en mi hermana
que mancha la felicidad de mis días
con su onda de siempre, agresiva y acelerada
hoy no puedo escribir un poema
pero no se preocupen
alguien más lo está haciendo
por todos nosotros,
alguien lo está haciendo por mí

 

(Illustration: Joan Farías Luan , www.cuadernoimaginario.cl)

 

heute schreibe ich kein Gedicht

ich kann an nichts Nettes denken
obwohl der Mond toll aussieht
gekrönt von Jupiter, seinem Follower
ich will nicht das Video über Monsanto sehen
über die Saat des Bösen auf der Welt
ich will nicht an meine Schwester denken
die das Glück meiner Tage besudelt
mit ihrer ewigen Aggressivität, ihrer Hektik
ich kann heute kein Gedicht schreiben_
doch keine Sorge
es macht schon jemand anderes_
für uns alle,
jemand anderes macht es für mich

 

(Illustration: Joan Farías Luan , www.cuadernoimaginario.cl)

 

Gabriela Becherman, geb. 1973 in Buenos Aires, ist nicht nur Autorin mehrerer Gedicht- und Erzählbände, sondern hat außerdem als Sängerin unter dem Pseudonym Gaby Bex das elektroakustische Album „Mandona“ aufgenommen. Als diesjähriger Gast des Poesiefestivals Latinale performte sie im Oktober ihre Gedichte und Songs zum ersten Mal in Deutschland.

Rike Bolte, in Spanien und Deutschland aufgewachsen, ist promovierte Literaturwissenschaftlerin und lehrt derzeit in Barranquilla (Kolumbien) frankophone, hispanophone und deutschsprachige Literaturen. Sie ist Mitbegründerin und Kuratorin des mobilen lateinamerikanischen Poesiefestivals Latinale sowie Übersetzerin aus dem Spanischen und Französischen – und aus dem Deutschen ins Spanische.

LYRIK AUS LATEINAMERIKA

[…]
les dije yo soy poeta
y nadie quería bailar conmigo
les juro que soy poeta
y tengo el hígado en los puños
como la mandíbula de nínive que encontramos en la basura
de los estudios de cine en el noventayocho
Hace falta música pero nadie me quita las ganas de bailar
cada que me atan las muñecas mis caderas empiezan a girar
mecánicamente como un trompo
como el peor de los huracanes
[…]

[…]
ich sagte ich sei Dichter
da wollte niemand mit mir tanzen
ich schwöre ich bin Dichter
und trage die Leber in der Faust
wie den Kiefer Ninives auf den wir neunundachtzig
im Müll der Kinostudios stießen
Es fehlt Musik aber niemand nimmt mir die Lust zu tanzen
wann immer sie mich an den Handgelenken fesseln beginnen meine Hüften
mechanisch wie ein Kreisel zu kreisen
wie der heftigste der Hurrikane
[…]

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