In dem Buch Der letzte Herr des Waldes zeigt Madarejúwa dem Deutschen seine Welt. Es ist eine Welt der Tiere und der Jagd, eine Welt alter Bräuche und Sagen. Madarejúwa spricht durch Fischermann zu den Leser*innen. Der wenig präzise Titel dient wohl eher dem Verkauf des Buches. Fischermann betrachtet die Geschichten unter anderem „als eine Gebrauchsanweisung für den Regenwald“. Madarejúwa scheint grenzenlose Kenntnisse über Pflanzen- und Tierarten zu haben, aber auch kulinarisch weiß er bescheid: vom Raubfisch Trairá bis zum Skalare aus der Gattung „Pterophyllum“. Ausführliche Anmerkungen, inklusive Verweise auf wissenschaftliche Literatur, erklären vieles und unterziehen manche Aussagen Madarejúwas oder anderer Tenharims einer kritischen Überprüfung.
Es gelingt Fischermann dabei, nicht in ein eurozentrisches Muster des aufgeklärten Europäers zu fallen. Er macht das Unrecht und die Bevormundung deutlich. Dass das Buch vereinzelt von der zeitgemäßen Wortwahl „indigene Völker“ abweicht, wird so erklärt: Der Begriff „índio“, also Indianer, habe im Portugiesischen, anders als im Spanischen, keine negative Konnotation. Die staatliche Behörde für den Schutz der indigenen Völker heißt tatsächlich „Fundacao Nacional do Índio“. Madarejúwa sage „índio“ und manchmal „Indigener“. Er betrachte keines der Wörter als abwertend.
Fischermann ist nicht der erste Weiße, der in das Gebiet der Tenharim eindringt, wenn gleich einer der wenigen, die dies mit friedlicher Absicht tun. Als Anfang der 1970er Jahre unter Brasiliens Militärdiktatur der Bau der Transamazonica-Straße quer durch den Regenwald begann, starben viele Tenharim. „Die Transamazonica brachte die Krankheiten der Weißen. Ein Verwandter nach dem anderen wurde mit Masern, Keuchhusten, Malaria und Lungenentzündung angesteckt, sie starben nach fünf oder sechs Tagen. Diese Krankheiten hatte es vorher nie gegeben, und wir hatten keine Medizin, nicht die Medizin der Weißen“, sagt Madarejúwa.
Seit dieser Zeit haben die Tenharim keine Schamanen mehr. Der letzte konnte sein Wissen nicht weitergeben, bevor er starb. „Es bedeutet, dass wir nie wieder einen Schamanen haben werden, denn Schamanen werden nicht einfach geboren“, sagt Madarejúwa. Jetzt gebe es nur noch einen, „der die Geister sehen kann“: Topeí, „ein Enkel von Ariu’vi, dem größten Schamanen der Tenharim. Topeí sollte der nächste Schamane werden, doch am Ende blieb keine Zeit.“
Madarejúwa ist Anfang 20. Er kennt die Außenwelt,ist eine Weile in der Stadt zur Schule gegangen und spricht Portugiesisch. Die naturverbundene Lebensart vermischt sich mit der von draußen. Früher hätten die Tenharim mit Hilfe einer Schlingpflanze namens Y’po Feuer gemacht. Heute kauften sie Streichhölzer von den Weißen.
Madarejúwas Großvater sei darüber verärgert, dass viele Tenharim sich der Kultur der Weißen annäherten. „Er sagt, dass die Weißen krank sind und die Welt anstecken, dass sie selber eine Krankheit sind. Sie bestehe darin, „dass sie die Erde zerstören und dann verscherbeln.“ Bis eines Tages selbst die Mücken nicht mehr sicher sind…