Purpurne Lichter. Ein tanzendes Paar auf einer großen Elektroparty. Der Text der Musik deutet eine christliche Botschaft an. Sie hebt die Hände und denkt an einen gemeinsamen Traum. So beginnt Divino Amor (Göttliche Liebe), der uns die Geschichte von Joana und Danilo erzählt, einem brasilianischen Paar mittleren Alters. Joana arbeitet im Standesamt und hilft ihren Nächsten dort auf ganz persönliche Weise, Danilo stellt Blumengestecke für Beerdigungen her. Sie verstehen sich sehr gut und lieben sich, aber etwas fehlt ihnen noch, um sich richtig glücklich zu fühlen: ein Kind.
Begeistert und ohne Ruhepausen nehmen sie auf dem Weg zu ihrem großen Ziel an allen möglichen schulmedizinischen, alternativen und religiösen Behandlungen teil. Sie selbst sind eifrige Anhänger und ehrenamtliche Mitarbeiter einer religiösen Sekte, die sich der Lösung von Eheproblemen widmet. Allein für das Betreten der Räumlichkeiten ist eine Hochzeitsurkunde Bedingung. Joana wirbt neue Ehepaare mit Problemen an; da sie praktischerweise beim Standesamt für Scheidungen zuständig ist, kann sie die Rekrutierungsgespräche für ihre Kirche direkt im Büro führen. Interessierte Paare nimmt sie zu Gesprächskreisen mit. Dort schütten sie ihr dann ihr Herz aus, beten gemeinsam, lesen aus der Bibel und finden wieder zueinander.
Foto: © Desvia
Die Geschichte entwickelt sich zunächst langsam und erwartungsgemäß – bis zur ersten Taufe der neuen Sektenmitglieder: Ein Paar badet das andere und sie liebkosen sich gegenseitig bis hin zu einem unerwarteten Ende: die Kirche wird unvermittelt zum Swingerclub. Schweigen und Überraschung im Kinosaal.
Nach weiteren Szenen inniger Gebete und einigen (unnötig langen) Sexszenen am Rande des Softpornos beantwortet sich schließlich die zentrale Frage: Joana wird schwanger. Nur – von wem?
Die schauspielerischen Leistungen in Divino Amor überzeugen, insbesondere die von Dira Paes, die uns als Joana die Kraft und Überzeugung hinter ihrem großen Traum mit enormer Ausdruckskraft nahebringt. Das Drehbuch erlaubt den Schauspieler*innen, die Figuren mit Leben zu füllen und erzählt die kontroverse und gleichzeitig etwas verrückte Geschichte mit einfachen Mitteln, ohne nenennswert ins Karikaturenhafte oder Vulgäre abzugleiten. Regisseur Gabriel Mascaro hat ein interessantes Werk geschaffen, das sich in sauberen Einstellungen voller futuristischer Grüntöne und Neonpurpur mit Weltanschauungen, radikaler Selbstüberzeugung und religiöser Indoktrinierung beschäftigt.