Füchsin liebt Schweiß und Kröte die Wärme des Tümpels. In Füchsin und Kröte erzählt die chilenische Autorin, Illustratorin und Comiczeichnerin Sol Díaz mittels ihrer tierischen Protagonist*innen frei, spielerisch und ungestüm von Sexualität. Neben der Veröffentlichung mehrerer Comicbände und Kinderbücher gibt sie gemeinsam mit drei weiteren Künstlerinnen die feministische Comiczeitschrift Brígida heraus. Mit Füchsin und Kröte liegt nun zum ersten Mal eines ihrer Werke auf Deutsch vor. Der bereits 2014 in Chile veröffentlichte Comic erzählt keine zusammenhängende Geschichte, sondern zeigt in einzelnen, meist auf einer Seite gefassten Szenen, Augenblicke aus dem Leben von Füchsin und Kröte. Partys und anstrengende Tage im Bett, Feuchtigkeit und Hitze aber auch die großen und kleinen Probleme des Alltags. Kröte hat eine lange geschickte Zunge, Füchsin trägt Reißzähne und oft verlangt es ihr nach mehr als vegetarischem Sex. Mit poetischen, großen Bildern und feinem Blick für Details zeichnet Díaz ohne Umschweife eine rohe, manchmal fast bestialische, doch immer auch rücksichtsvolle Darstellung selbstbestimmter, berechtigter Lust. Zorra, Füchsin, und Sapo, Kröte, sind in chilenischem Spanisch umgangssprachlich Bezeichnungen für Vulva.
Die von spielerischem, schwarzem Strich umfasste Welt der beiden zeichnet sie in den Farben der jeweiligen Protagonist*in: Das helle Fell der Füchsin, das Grün der Kröte, die roten bauchfreien T-Shirts, die die beiden gerne tragen, bis es einen guten Grund gibt, sie wieder auszuziehen. In fantasievollen Zeichnungen wird die Magie der Momente des Genießens eingefangen. Dazu wird manchen Körperteilen sogar eine eigene Stimme verliehen, oder sie bilden ganze Landschaften, durch die Füchsin und Kröte auf der Suche nach Rast und Lust streifen. Die Freund*innen tauschen sich ausgiebig über ihre Erlebnisse aus, geben einander Ratschläge und unterstützen sich gegenseitig, wenn es der einen mal nicht so gut geht. Denn auch schwierige Themen werden nicht ausgespart. Geister der Vergangenheit etwa, von denen wohlweislich geschwiegen wird. Oder übergriffige Sprüche einiger an einer Bushaltestelle wartender Schweine, gegen die sich entschlossen zur Wehr gesetzt wird. Denn weder Füchsin noch Kröte haben es sich ausgesucht, Opfer zu sein.
Und so frei und selbstbestimmt die beiden leben und lieben, so nehmen sie sich die Zeit, die sie brauchen, bis sie wieder, allein oder gemeinsam, den Fallschirmsprung ins Ungewisse wagen, Brust raus! „Und du? Worauf hast du Lust?“ schließt der Comic mit einer Frage an seine Leser*innen.
Der poetischen Übersetzung von Lea Hübner gelingt es gut, Bilder und Anspielungen zu übertragen. Mit einem schwarz-weißen Prolog von Aisha Franz ergänzt, erscheint Füchsin und Kröte in schönem handlichem Format im Independent-Verlag Parallelallee.