Militärischer Pomp und Wirtschaftslobby

“Mörderin Dina” Protest gegen die peruanische Präsidentin Dina Boluarte, die in Berlin mit militärischen Ehren empfangen wurde (Foto: Fujimori Nunca Más – Berlin)

Dina Boluarte war am 12. und 13. Oktober in Deutschland, hauptsächlich um als Ehrengast am vom Wirtschaftsgremium Lateinamerika Verein e.V. (LAV) organisierten Lateinamerika-Tag teilzunehmen. Mit anderen Worten: Ein Teil der peruanischen Wirtschaft erwartete die Präsidentin einer Regierung, die Menschenrechte verletzt hat, als Ehrengast auf einer Veranstaltung in Deutschland, um für Investitionen in ihre Bereiche zu werben. Teil dieser Wirtschaftslobby waren peruanische Unternehmer*innen wie der Vorstandsvorsitzende von Minas Buenaventura, Roque Benavides, unter anderem bekannt für die Einschüchterungen gegen die Bäuerin Máxima Acuña, die sich gegen die Enteignung ihres Landes durch das Bergbauunternehmen Yanacocha in Cajamarca wehrte. Oder Ricardo Márquez von der Nationalen Industriegesellschaft und ehemaliger Vizepräsident des Diktators Alberto Fujimori. Weitere Teilnehmer*innen der Veranstaltung waren Ana Cecilia Gervasi, Außenministerin Perus (am 6.11.23 zurückgetreten, Anm. d. Red.), und andere peruanische Regierungsvertreter*innen, ebenso Norbert Onkelbach, CCO von Lima Airport Partners, dem Betreibers des Flughafens von Lima Jorge Chávez (dessen Anteile mehrheitlich bei der deutschen Fraport AG liegen), Vertreter*innen von Anwaltskanzleien, die mit deutschen Unternehmen in Peru zusammenarbeiten, wie „Beminzon & Benavides“, „Rodrigo, Elías & Medrano“, und andere.

Dieses Ereignis blieb in Peru sowohl in den großen Medien als auch in einem Großteil der nicht vom Marktmonopolisten El Comercio kontrollierten „unabhängigen Presse“ fast unbemerkt. Es scheint also kein Problem zu sein, wenn peruanische Wirtschaftsleute zusammen mit einer Präsidentin Investitionen mit dem Versprechen rechtlicher Stabilität und sozialen Friedens bewerben, nachdem weltweit quasi alle wichtigen staatlichen und nicht-staatlichen Menschenrechtsorganisationen die Geschehnisse in den südlichen Anden Perus als außergerichtliche Hinrichtungen angeprangert und ebenso das Vorgehen der peruanischen Regierung gegen die indigene Bevölkerung als rassistisch motiviert bezeichnet haben. Vielmehr bezog ein Großteil der peruanischen Presse sich darauf, dass Boluarte sich auch mit dem Stuttgarter Oberbürgermeister Frank Nopper getroffen hatte, dessen Position der von Boluarte untergeordnet ist und deshalb dem Anlass nicht angemessen gewesen sei. Wir vom Kollektiv Fujimori Nunca Más – Berlín möchten aber auf eine andere Tatsache hinweisen: Peruanische Geschäftsleute kommen nach Deutschland, um Investitionen einzuwerben und präsentieren eine Regierung, die Menschenrechte verletzt, als Garantin für „sozialen Frieden“ und „Stabilität“.

Am darauffolgenden Tag, dem 13. Oktober, ging es für Dina Boluarte nach Berlin, wo sie im Schloss Bellevue vom deutschen Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier mit militärischen Ehren empfangen wurde. Es ist verständlich, dass Deutschland aus diplomatischen Gründen die Person empfangen muss, die das peruanische Präsident*innenamt innehat. Nichtsdestotrotz war es für unsere Gemeinschaft schmerzlich zu sehen, wie Dina Boluarte in Deutschland mit militärischen Ehren empfangen wurde, nachdem in Peru 49 Menschen durch Waffen der Polizei und der Armee getötet worden waren. Menschenrechtsverletzer*innen, die auf Menschen schießen, haben keine Ehre. Es wird kein roter Teppich für diejenigen ausgerollt, die auf wehrlose Jugendliche schießen. Es gibt keinen Beifall für diejenigen, die Bauern, Bäuerinnen und Indigene erschießen, welche ein Land fordern, das ihnen mehr Gerechtigkeit gibt. Es gibt keinen Grund, das Ansehen der Regierung Boluarte reinzuwaschen. Wir fordern Gerechtigkeit, und wir fordern sie jetzt. Deswegen waren wir als Bündnis PEX-Alemania (peruanxs en Alemania, Deutsch: Peruaner*innen in Deutschland) bei den verschiedenen Aktivitäten Dina Boluartes sowohl in Stuttgart als auch in Berlin anwesend. Die militärischen Ehren im Schloss Bellevue wurden vom legitimen Protest der peruanischen Community – zu der auch das Kollektiv Fujimori Nunca Más gehört – überschattet. Während der Zeremonie konnte sie unsere Stimme des Protestes hören, die ebenso die Stimme der großen Mehrheit des peruanischen Volkes ist: “¡Dina Asesina! ¡El pueblo te repudia!” (Deutsch: „Dina du Mörderin, das Volk lehnt dich ab!“, Anm. d. Red.).

Hierbei sei auch erwähnt, dass verschiedene Kollektive von Peruaner*innen in Deutschland und Europa ein Schreiben unterzeichnet haben, das von einem bekannten Vertreter unserer Gemeinschaft persönlich an Bundespräsident Steinmeier übergeben und auch in unseren sozialen Netzwerken veröffentlicht wurde. In dem Schreiben weisen wir auf die Ereignisse in unserem Land hin und teilen unsere Ablehnung des Deutschlandbesuchs von Boluarte mit. Eine der Schlussfolgerungen des Dokuments ist, dass wir, die peruanische Gemeinschaft, die hier in Deutschland studiert, arbeitet und die Gesetze und Institutionen des Landes respektiert, der Meinung sind, dass die Anwesenheit von Boluarte dem Ansehen Deutschlands bei der Verteidigung von Demokratie und Menschenrechten in der Welt schadet.

Nach dem Wirtschaftslobby-Treffen und militärischem Pomp führte die Reise Boluarte in den Vatikan, wo sie vom Papst empfangen wurde, der nur wenige Minuten mit ihr verbrachte und sich, den vom Vatikan veröffentlichten Fotos und der Kürze des Treffens nach zu urteilen, sehr unwohl bei diesem fühlte. Im Allgemeinen wurden in Peru die verschiedenen Reisen von Dina Boluarte in die Vereinigten Staaten und nach Europa sowohl als frivol im Hinblick auf die Höhe der ausgegebenen Gelder als auch als inkonsequent bezeichnet. Sie konnte weder mit Bundeskanzler Olaf Scholz zusammentreffen, noch wurde sie von Ministerpräsidentin Giorgia Meloni empfangen, als sie Italien besuchte. Nach unserer Einschätzung wurde sie bei ihrem Besuch in Deutschland jedoch ihrer Rolle als Garantin des „sozialen Friedens“ für Investor*innen gerecht. Auch wenn noch keine großen Projekte angekündigt wurden, wird die Zeit zeigen, ob die „Ehrengästin“ der Stuttgarter Veranstaltung, die nur von 13 Prozent der Peruaner*innen anerkannt wird und der in allen Sprachen und überall, wo sie auftaucht, „Mörderin“ entgegen geschrien wird, die deutschen Unternehmer*innen überzeugt hat.

Sí hubo violaciones a los derechos humanos en el Perú

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Solo el pueblo salva al pueblo Protesta de peruanes en Berlin (Foto: Fujimori Nunca Más – Berlin)

Durante el estallido social en el Perú, el régimen de Dina Boluarte, en complicidad con un gran sector de la prensa peruana, inició una campaña de desinformación en la que trató de instaurar una narrativa sobre lo que estaba sucediendo en nuestro país: que las muertes habían sido causadas por lxs propixs manifestantes, que las armas habían sido enviadas desde Bolivia por Evo Morales, que el terrorismo de Sendero Luminoso estaba de vuelta, etc. Sin embargo, esta narrativa ha sido desmentida internacionalmente, y esperamos que la justicia internacional tome cartas en el asunto y pueda ayudar al pueblo peruano a obtener justicia. Ya diferentes presidentes latinoamericanos habían mencionado su preocupación y denunciado las terribles violaciones a los derechos humanos cometidas por el régimen. Sin embargo, organizaciones gubernamentales y no-gubernamentales del mundo occidental se han pronunciado también y el régimen de Dina Boluarte parece cada vez más aislado, como consecuencia de sus mentiras.

El informe de Human Rights Watch, “Deterioro letal. Abusos por las fuerzas de seguridad y crisis democrática en el Perú”, publicado la semana pasada, señala que el ejército y la policía del Perú son responsables de muertes que podrían constituir ejecuciones extrajudiciales o arbitrarias. Asimismo, el informe documenta otros abusos brutales por parte del ejército y la policía contra manifestantes y transeúntes durante las protestas que se dieron entre diciembre de 2022 y febrero de 2023. Estos ocurrieron en un contexto de deterioro de las instituciones democráticas, corrupción, impunidad y desigualdad persistente.

El informe documenta el uso excesivo de la fuerza por parte de las fuerzas de seguridad, violaciones del debido proceso, abusos contra detenidos y deficiencias en las investigaciones penales, así como una arraigada crisis política y social que erosiona el Estado de derecho y los derechos humanos en el Perú. Aunque algunxs manifestantes fueron responsables de actos de violencia, las fuerzas de seguridad respondieron de manera desproporcionada, con fusiles de asalto y armas cortas. Cuarenta y nueve manifestantes y transeúntes, entre ellos ocho menores de edad, murieron durante las protestas.

“Esta democracia ya no es democracia”

El informe se basa en más de 140 entrevistas a testigos, manifestantes y transeúntes heridos, familiares de fallecidos, policías, fiscales, periodistas y otras personas. Human Rights Watch también se reunió con los ministros de Defensa e Interior, el entonces comandante general de la Policía Nacional del Perú, el inspector general de la policía, la fiscal de la Nación y la defensora del pueblo. La organización verificó más de 37 horas de video y 663 fotografías de las manifestaciones, y revisó autopsias e informes de balística, registros médicos, expedientes penales y otra documentación.

La evidencia recogida establece que al menos 39 personas murieron por heridas de bala. Más de 1.300 personas resultaron heridas, entre ellas cientos de agentes de policía. Un agente de policía murió en circunstancias poco claras. Las investigaciones de estos homicidios deben ser imparciales y exhaustivas, y deben alcanzar a todos los responsables de los abusos, incluidas las más altas instancias de gobierno.

En los últimos años, en el Perú se han erosionado el Estado de derecho y las instituciones democráticas. Esto se debe en parte a la corrupción generalizada y a un Congreso dominado por intereses personales y empeñado en eliminar los controles a su poder. Hace más de un año la entonces oposición (hoy oficialismo) que controla el Congreso, la prensa concentrada en el grupo empresarial El Comercio, y los sectores más conservadores de la sociedad, socavaron la ya precaria democracia peruana al inventar una narrativa de fraude electoral. Acto seguido bloquearon los proyectos de reforma del gobierno y levantaron una campaña de persecución contra los funcionarios del Ejecutivo – a la que Castillo contribuyó con nombramientos cuestionables de ministros con diferentes acusaciones e investigaciones por corrupción. El entonces presidente profundizó la crisis política el 7 de diciembre de 2022, al intentar disolver el Congreso e intervenir el Poder Judicial. El Congreso destituyó a Castillo y la vicepresidenta Dina Boluarte asumió la presidencia, como lo establece la Constitución del Perú. Sin embargo, Boluarte no tenía ningún tipo de legitimidad popular, puesto que traicionó todas las promesas de cambio ofrecidas durante la campaña en la que acompañó al profesor Castillo. La legalidad del proceso de vacancia presidencial aún está en cuestionamiento. Como dice el canto popular: “Esta democracia, ya no es democracia” (Este canto, llamado „Dina asesina”, surgió durante las protestas, nota de la redacción).

Miles de personas salieron a las calles—principalmente trabajadorxs rurales e indígenas del sur andino del país—en apoyo a Castillo y en protesta por su destitución. Demandaban elecciones generales y una Asamblea Constituyente. Las movilizaciones se intensificaron en los siguientes días y semanas, y manifestantes bloquearon carreteras y aeropuertos en todo el país. En respuesta, el gobierno de Boluarte declaró el estado de emergencia y movilizó a las fuerzas armadas y a la policía nacional para reprimir las protestas. La represión fue brutal: Las fuerzas de seguridad utilizaron munición de guerra y gas lacrimógeno contra lxs manifestantes, muchxs de los cuales eran mujeres y niñxs.

El informe de Human Rights Watch destaca la necesidad de que el Perú aborde la crisis de derechos humanos y de la democracia de manera urgente y efectiva. Esto incluye investigar exhaustivamente los abusos cometidos durante las protestas, identificar a lxs responsables y garantizar que sean llevadxs ante la justicia. También se necesita una reforma significativa de las fuerzas de seguridad del país, incluida la adopción de medidas para garantizar que lxs agentes cumplan con los estándares internacionales de derechos humanos y que rindan cuentas por cualquier abuso cometido. Además, el informe recomienda que Perú debe abordar la corrupción y la desigualdad en su sociedad, que han contribuido a la erosión de la democracia y los derechos humanos en el país.

Este informe coincide con el elaborado por Amnistía Internacional, publicado en febrero de 2023, que señala las violaciones de derechos humanos que se han documentado en el Perú, incluyendo el uso excesivo de la fuerza en respuesta a las protestas y manifestaciones pacíficas, detenciones arbitrarias de manifestantes, periodistas y activistas sociales sin justificación legal, tortura y malos tratos, y la criminalización de la protesta social, que ha llevado a la detención y procesamiento de activistas y líderes comunitarixs. Amnistía Internacional señala que estas acciones de las fuerzas de seguridad peruanas son contrarias a los derechos humanos fundamentales y pueden tener graves consecuencias para la seguridad y el bienestar de la población. Además, destaca que esto no es una novedad y que las violaciones de derechos humanos en Perú han sido preocupantes dese hace varios años. La organización hace un llamado al gobierno peruano para que tome medidas inmediatas y efectivas para detener la represión estatal y garantizar el respeto de los derechos humanos. Además, insta a las autoridades peruanas a trabajar en colaboración con la sociedad civil para abordar los problemas estructurales que afectan a la población peruana.

El discurso pronunciado por el Alto Representante para Política Exterior y de Seguridad y vicepresidente de la Comisión Europea, Josep Borrell, ante el Pleno del Parlamento Europeo sobre la situación en Perú el 18 de abril, también desmiente la narrativa de la presidenta Boluarte y sus cómplices en el Gobierno peruano. En su discurso expresó su preocupación por las violaciones de derechos humanos que han ocurrido en el país, incluyendo la represión violenta de las protestas y las denuncias de corrupción en el sistema judicial.

Por último, un reciente informe del Departamento de Estado de los Estados Unidos sobre Derechos Humanos condena el uso excesivo de la fuerza por parte de las fuerzas del orden peruanas en estas manifestaciones y la falta de medidas efectivas para responsabilizar a lxs agentes implicadxs en estas acciones. El informe menciona la preocupación de que los abusos policiales queden impunes y que esto fomente la violencia y la represión. Asimismo, señala la existencia de varios casos de abuso policial documentados por diferentes organizaciones de derechos humanos, incluyendo la detención arbitraria de manifestantes, el uso de gases lacrimógenos y armas de asalto, y el uso de técnicas violentas para dispersar a los manifestantes. En el informe se resalta la necesidad de una reforma efectiva de las políticas y prácticas policiales para garantizar el respeto de los derechos humanos durante las manifestaciones, y subraya la importancia de una investigación independiente y transparente sobre los abusos policiales y de medidas efectivas para evitar su repetición.

La extrema derecha esperaba barrer los abusos bajo la alfombra

El informe de la Corte Interamericana de Derechos Humanos, publicado el 3 de mayo, también confirma lo que ya se ha mencionado en todos los informes anteriores y que es necesario repetir: durante las protestas, el gobierno peruano cometió „graves violaciones de los derechos humanos“.

La Corte recomienda que para superar la crisis en el Perú, debe haber un „diálogo amplio, genuino e inclusivo“ en el que estén representados todos los sectores de la sociedad. También considera que las violaciones de derechos humanos citadas en su informe deben ser investigadas y juzgadas.

Todos estos informes dan cuenta del profundo aislamiento internacional al que se enfrentan el régimen autoritario de Dina Boluarte y sus cómplices: Las graves violaciones a los derechos humanos perpetradas bajo su mando han sido condenadas por organizaciones gubernamentales y no-gubernamentales del mundo occidental. La extrema derecha peruana contaba con que estos se mantuvieran en silencio y esperaban que fuera posible barrer estas ejecuciones y abusos bajo la alfombra.

Es necesario señalar la importancia de la lucha de los colectivos de la diáspora peruana en el mundo entero y de todxs lxs aliadxs que han tendido una mano solidaria al Perú. En Alemania esto se dio en especial a través de la red de PEX Alemania y en Berlín nuestra tarea específica como colectivo Fujimori Nunca Más – Berlín, fue ejercer una presión fundamental en el exterior, a través de la suma de todos nuestros pequeños esfuerzos, para que la voz de nuestrxs compatriotas pueda escucharse. Pero: que se sepa que nosotrxs no actuamos en solidaridad con el pueblo peruano. Nosotrxs SOMOS el pueblo peruano.

En ese sentido, no pararemos de ejercer presión y de seguir organizándonos hasta que se haga JUSTICIA por estas graves violaciones a los derechos humanos. Asimismo, seguiremos impulsando un proyecto colectivo mayor por la profunda transformación de nuestra sociedad, a través de un proceso constituyente plurinacional y paritario. Simultáneamente fortalecemos también las luchas de nuestrxs hermanxs latinoamericanxs, migrantes y trabajadorxs aquí en Berlín, Alemania y Europa en general, así como la lucha por justicia ambiental y ecológica, las luchas feministas, del movimiento LGTBIQ+, y nuestra apuesta por un amplio proceso de descolonización en el mundo entero. En este proceso, el Perú y el Abya Yala (Latinoamérica) juegan un rol crucial en la lucha por una mayor soberanía de nuestros pueblos y territorios en la búsqueda del Buen Vivir.

Ja, in Peru gab es Menschenrechtsverletzungen

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Nur el pueblo rettet el pueblo Protest von Peruaner*innen in Berlin (Foto: Fujimori Nunca Más – Berlin)

Während des sozialen Aufstands in Peru hat das Regime von Dina Boluarte zusammen mit einem großen Teil der peruanischen Presse eine Desinformationskampagne gestartet. In dieser wurde unter anderem versucht, das Narrativ zu etablieren, dass die Demonstrierenden selbst die Todesfälle verursacht hätten, Waffen von Evo Morales aus Bolivien geliefert wurden und dass der Terrorismus des Leuchtenden Pfades zurückgekehrt sei. Diese Behauptungen sind jedoch international widerlegt worden und wir hoffen, dass die internationale Justiz tätig wird, um der peruanischen Bevölkerung zu ihrem Recht zu verhelfen. Mehrere Regierungs- und Nichtregierungsorganisationen in der westlichen Welt haben sich zu Wort gemeldet und das Regime von Dina Boluarte scheint angesichts seiner Lügen mehr und mehr in die Isolation zu geraten.

Der kürzlich veröffentlichte Bericht „Tödliche Verschlechterung. Übergriff durch Sicherheitskräfte und Demokratiekrise in Peru“ von Human Rights Watch stellt fest, dass die vom peruanischen Militär und der Polizei während der Proteste zwischen Dezember 2022 und Februar 2023 getöteten Menschen als außergerichtliche oder willkürliche Hinrichtungen angesehen werden können. Der Bericht dokumentiert des Weiteren eine übermäßige Gewaltanwendung durch die Sicherheitskräfte, Verstöße gegen das Protokoll, Misshandlungen von Gefangenen und Mängel bei strafrechtlichen Ermittlungen sowie eine tief verwurzelte politische und soziale Krise, die Rechtsstaatlichkeit und Menschenrechte in Peru untergräbt. Obwohl einige der Demonstrierenden für Gewalttaten verantwortlich waren, reagierten die Sicherheitskräfte mit unverhältnismäßiger Gewalt, unter anderem mit Sturmgewehren und Handfeuerwaffen. 49 Demonstrierende und Unbeteiligte, darunter acht Jugendliche unter 18 Jahren, wurden während der Proteste getötet.

“Diese Demokratie ist keine Demokratie mehr”

Der Bericht stützt sich auf mehr als 140 Interviews mit Zeug*innen, verletzten Demonstrant*innen und Umstehenden, Angehörigen von Getöteten, Polizistinnen, Staatsanwältinnen, Journalist*innen sowie auf Informationen des Verteidigungs- und Innenministers, damaliger Vertreter der peruanischen Polizei, der Staatsanwältin und der Bürgerbeauftragten. Die Organisation sichtete mehr als 37 Stunden Videomaterial und 663 Fotos der Demonstrationen und prüfte Autopsie- und Ballistikberichte, medizinische Unterlagen, Strafregisterauszüge und andere Dokumente. Die so gesammelten Beweise belegen, dass mindestens 39 Menschen durch Schussverletzungen starben. Mehr als 1.300 Menschen wurden verletzt, darunter Hunderte Polizist*innen.

Peru hat in den letzten Jahren eine Aushöhlung der Rechtsstaatlichkeit und der demokratischen Institutionen erlebt. Dies ist zum Teil auf die weit verbreitete Korruption zurückzuführen sowie auf ein Parlament, das hauptsächlich von persönlichen Interessen geleitet wird und beständig darauf aus ist, die seine Macht limitierenden Kontrollmechanismen zu beseitigen. Vor mehr als einem Jahr untergrub die damalige Opposition – die jetzt die Regierung stellt und das Parlament kontrolliert – zusammen mit der sich um die Unternehmensgruppe El Comercio konzentrierende Presse und den ultrakonservativsten Sektoren der Gesellschaft die ohnehin schon prekäre peruanische Demokratie, indem sie ein Narrativ des Wahlbetrugs erfanden. Anschließend blockierte sie die Reformprojekte der Regierung und startete eine Verfolgungskampagne gegen Vertreter*innen der Exekutive – zu der Castillo durch fragwürdige Ernennungen von Ministern mit verschiedenen Korruptionsvorwürfen und Ermittlungen beitrug. Der damalige Präsident vertiefte schließlich am 7. Dezember 2022 die politische Krise, indem er versuchte, das Parlament aufzulösen und in die Justiz einzugreifen. Der Kongress setzte Castillo ab und die Vizepräsidentin Dina Boluarte übernahm die Präsidentschaft, wie es die peruanische Verfassung vorsieht. Jedoch ohne jegliche Legitimation durch die Bevölkerung, da sie alle Versprechen des Wandels, die sie während des Wahlkampfs an der Seite von Castillo gegeben hatte, verriet. Die Rechtmäßigkeit dieses Verfahrens zur Neubesetzung des Präsident*innenpostens steht indes noch immer in Frage. Wie es im bekannten Protestsong so schön heißt: „Diese Demokratie ist keine Demokratie mehr.“ (Während der Proteste entwickelte sich das Lied „Dina asesina”, in dem es heißt „Esta democracia, ya no es democracia“, Anm. d. Red.).

Tausende Menschen – vor allem Landarbeiter*innen und Indigene aus dem Süden des Landes – gingen auf die Straße, um Castillo zu unterstützen und gegen seine Absetzung zu protestieren. Sie forderten Wahlen und eine verfassungsgebende Versammlung. In den folgenden Tagen und Wochen verstärkten sich die Proteste und die Demonstrierenden blockierten Straßen und Flughäfen im ganzen Land. Als Reaktion darauf verhängte die Regierung Boluartes den Ausnahmezustand und setzte sowohl Streitkräfte als auch Nationalpolizei ein, um die Proteste niederzuschlagen. Die Sicherheitskräfte gingen brutal mit scharfer Munition und Tränengas gegen die Demonstrierenden vor, unter denen sich viele Frauen und Kinder befanden.

Der Bericht von Human Rights Watch betont, dass Peru die Menschenrechts- und Demokratiekrise umgehend und wirksam angehen muss. Dazu gehört die Notwendigkeit einer grundlegenden Reform der Sicherheitskräfte sowie Maßnahmen, die sicherstellen, dass die Beamt*innen internationale Menschenrechtsstandards einhalten und für die begangenen Verbrechen zur Rechenschaft gezogen werden. Diese Aussagen decken sich mit dem im Februar 2023 von Amnesty International veröffentlichten Bericht, der auf folgende in Peru festgestellte Menschenrechtsverletzungen hinweist: Übermäßige Gewaltanwendung, willkürliche Festnahmen, Folter und Misshandlung sowie Kriminalisierung sozialer Proteste.

Dieses Vorgehen seitens der peruanischen Sicherheitskräfte verstößt gegen die grundlegenden Menschenrechte und kann schwerwiegende Folgen für die Sicherheit und das Wohlergehen der Bevölkerung haben. Darüber hinaus betont Amnesty International, dass diese Handlungen nicht neu sind und dass die Menschenrechtsverletzungen in Peru schon seit mehreren Jahren Anlass zur Sorge geben. Die Organisation fordert die peruanische Regierung auf, sofortige und wirksame Maßnahmen zu ergreifen, um die staatliche Repression zu beenden und die Achtung der Menschenrechte zu gewährleisten. Außerdem fordert sie die peruanischen Behörden auf, mit der Zivilgesellschaft zusammenzuarbeiten, um die strukturellen Probleme der peruanischen Bevölkerung anzugehen.

Auch die Rede des Hohen Vertreters für Außen- und Sicherheitspolitik sowie Vizepräsidenten der Europäischen Kommission Josep Borrell am 18. April vor dem Europäischen Parlament zur Lage in Peru widerlegt die Darstellung von Präsidentin Boluarte und ihren Verbündeten. In seiner Rede äußerte er seine Besorgnis über die Menschenrechtsverletzungen im Land, einschließlich der gewaltsamen Unterdrückung der Proteste und der Korruptionsvorwürfe im Justizsystem. Ein kürzlich vom US-Außenministerium veröffentlichter Bericht verurteilt ebenfalls die exzessive Gewaltanwendung bei den Demonstrationen in Peru und das Fehlen wirksamer Maßnahmen, um die an diesen Aktionen beteiligten Beamt*innen zur Rechenschaft zu ziehen. In dem Bericht wird die Befürchtung geäußert, dass diese Straffreiheit zu weiterer Gewalt und Unterdrückung führen könnte. Der Bericht weist auch auf mehrere dokumentierte Fälle von polizeilichen Übergriffen hin, welche von verschiedenen Menschenrechtsorganisationen dokumentiert wurden, die ebenfalls die peruanische Regierung dringend zur Aufarbeitung der Fälle auffordern.

Die extreme Rechte hatte erwartet, dass sie die Verstöße unter den Teppich kehren könnte

Auch der am 3. Mai veröffentlichte Bericht des Interamerikanischen Gerichtshofs für Menschenrechte bestätigt, was bereits in allen zuvor genannten Berichten erwähnt wurde und wiederholt werden muss: Während der peruanischen Proteste wurden von der peruanischen Regierung „schwere Menschenrechtsverletzungen“ begangen.

Der Gerichtshof empfiehlt, dass zur Überwindung der Krise in Peru ein „breiter, echter und umfassender Dialog“ geführt werden muss, in dem alle Bereiche der Gesellschaft vertreten sind. Er ist außerdem der Ansicht, dass die in seinem Bericht genannten Menschenrechtsverletzungen untersucht und strafrechtlich verfolgt werden sollten.

Insgesamt zeigen diese Berichte die weitgehende internationale Isolierung des autoritären Regimes von Dina Boluarte und ihrer Kompliz*innen, da die unter ihrem Mandat begangenen schweren Menschenrechtsverletzungen von Regierungs- und Nichtregierungsorganisationen in der westlichen Welt verurteilt werden. Die extreme Rechte in Peru hatte erwartet, dass diese schweigen würden und sie all die Tötungen und Misshandlungen unter den Teppich kehren könnten. Hier müssen wir allerdings auf die Bedeutung des Einsatzes der Kollektive der peruanischen Diaspora in der ganzen Welt hinweisen und aller Verbündeten, die Peru solidarisch ihre Hand gereicht haben. Hier in Deutschland geschah dies speziell durch das Netzwerk PEX Alemania und in Berlin war es explizit unsere Aufgabe als Kollektiv Fujimori Nunca Más – Berlín, durch die Summe all unserer kleinen Anstrengungen einen Druck im Ausland aufzubauen, damit die Stimmen unserer Landsleute gehört werden können. Aber es sei gesagt, dass wir nicht in Solidarität mit dem peruanischen Volk (pueblo) handeln. Wir SIND das peruanische Volk.

In diesem Sinne werden wir nicht aufhören, Druck auszuüben und uns zu organisieren, bis angesichts dieser schweren Menschenrechtsverletzungen GERECHTIGKEIT erreicht wird. Und wir werden auch weiterhin auf das größere, kollektive Projekt der tiefgreifenden Veränderung unserer Gesellschaft durch einen plurinationalen und paritätischen Verfassungsprozess drängen. Gleichzeitig unterstützen wir auch die Kämpfe unserer lateinamerikanischen Brüder und Schwestern, der Migrant*innen und Arbeiter*innen hier in Berlin, Deutschland und Europa; wir kämpfen für die Umwelt und ökologische Gerechtigkeit; wir setzen uns für die feministischen Kämpfe und die LGBTQIA+-Bewegung ein und wir verstärken unser Engagement für einen breiten Prozess der Dekolonisierung in der ganzen Welt, in dem Peru und Abya Yala (Lateinamerika) eine entscheidende Rolle spielen auf dem Weg zu mehr Souveränität unserer Völker und Territorien auf der Suche nach dem Buen Vivir (guten Leben, Anm. d. Red.).

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