Präsident Bolsonaro dekonstruiert die Demokratie
Die ersten 120 Tage der Regierung des Hauptmanns Bolsonaro erinnern nicht nur wegen ihrer Anzahl an Pier Paolo Pasolinis Film Die 120 Tage von Sodom. Man kann die bisherige Amtszeit des brasilianischen Präsidenten auf zweifache Weise analysieren: Als die Chronik einer angekündigten politischen Misere oder als die eigenartige Demontage der demokratischen Institutionen und die Einführung einer rechtsradikalen politischen Kultur, welche die Opposition zum Schweigen bringt. Die international bekannte Journalistin Eliane Brum spricht von der „Herrschaft der Perversen“. Die Perversionen in Pasolinis 120 Tage von Sodom ereignen sich in der Republik von Salò, einem faschistischen Marionettenstaat im vom Deutschen Reich besetzten Norditalien. Der Film ist, angelehnt an Dante Alighieris Inferno, eingeteilt in drei große Höllenkreise: den der Leidenschaft, den des Blutes und den der Scheiße. Eine überaus passende Struktur, um die bisherigen Regierungsmaßnahmen zu beschreiben.