Kampf um Antworten Miriam Miranda vor der Generalstaatsanwaltschaft in Tegucigalpa (Foto: HondurasDelegation)
„Wir sind wieder einmal hier, um Gerechtigkeit zu fordern, um Freiheit zu fordern, um zu fordern, dass unsere angestammten Rechte respektiert werden. Wir sind nicht hier, um Geld zu erbitten. Wir sind Millionärinnen und Millionäre.
Wir haben die Strände, wir haben das Land, wir haben unsere Gemeingüter. Wir wollen, dass wir respektiert werden. Denn dort leben wir seit mehr als zwei Jahrhunderten. Wir lassen uns nicht sagen, dass wir von außen kommen. Wisst Ihr warum? Weil diejenigen, die dieses Land kontrollieren, noch nicht einmal seit hundert Jahren hier sind. Und doch sind sie es, die an der Macht sind. Und sie sind Teil des organisierten Verbrechens. Wir wissen genau, wer wer ist.
Als unsere Brüder aus Triunfo de la Cruz verschleppt wurden, sagten sie, es seien Drogenhändler gewesen. Das war die Lüge, die sie konstruiert haben. Der wichtigste Drogenhändler des Landes wartet in den USA auf seinen Prozess. Aber die Mafia, die Juan Orlando Hernández aufgebaut hat, ist in diesem Land lebendiger denn je, und sie muss zerschlagen werden, Compañeros und Compañeras. Wir fordern, dass diese Regierung den Auftrag erfüllt, den ihr die Bevölkerung mit der Wahl von Xiomara Castro erteilt hat.
Xiomara Castro wurde gewählt, weil die Menschen es satt hatten, von einer Narco-Diktatur regiert zu werden. In diesen Gebäuden sitzen noch deren Leute. Sie haben sie nicht (in die USA, Anm. d. Red.) mitgenommen. Wir wollen, dass die Präsidentin diese Beamten, die das Land ins Unglück gestürzt haben, abberuft. Auch deshalb sind wir hier. Diese Generalstaatsanwaltschaft hat sich der Verfolgung der Garífuna verschrieben, der Verfolgung der indigenen Gemeinschaften. Aber die großen Gauner, die Diebe, die Mörder in Anzug und Krawatte verfolgen sie nicht.
Vor zwei Jahren wurde ein Staatsverbrechen an den Garífuna begangen, als sie unsere Brüder aus Triunfo de la Cruz entführten. Letztes Jahr im Juli 2021, zum Jahrestag des Verbrechens, sind wir mit einer konkreten Petition zu der Generalstaatsanwaltschaft gegangen. Wir haben nicht einmal eine Antwort bekommen. Diese Generalstaatsanwaltschaft verachtet uns indigene Garífuna. Wir sind nicht hier, um über Geld zu sprechen. Wir wollen den politischen Willen sehen. Wir wollen Anzeichen dafür sehen, dass diese Regierung und vor allem die Verantwortlichen in dieser Regierung wirklich die Rechte der Bevölkerung stärken wollen. Sie verstecken sich dort (im Gebäude der Generalstaatsanwaltschaft, Anm. d.Red.) wie Ratten.
Sie verstecken sich dort und glauben, dass wir kein Recht haben, gehört zu werden, uns mit ihnen an einen Tisch zu setzen und zu diskutieren. Um über ein so wichtiges Thema wie das gewaltsame Verschwindenlassen zu sprechen. Man hat nicht nur unsere Brüder und Schwestern entführt, sondern auch ein Verbrechen an allen Honduraner*innen verübt. Wie viele Menschen verschwinden in diesem Land!
Heute, am 9. August, dem internationalen Tag der indigenen Bevölkerungen, fordern wir von der Generalstaatsanwaltschaft erneut eine Antwort. Aber nicht nur eine Antwort. Wir wollen sie sehen!
An den Stränden, woher wir kommen, haben viele der staatlichen Funktionär*innen ihre Wochenendhäuser, sie sind Teil der Mafia, die dieses Land kontrolliert, die für uns das schlimmste Unglück bedeuten. Honduras ist ein Land, dessen Menschen im absoluten Elend leben, es ist aber ein Land mit vielen Ressourcen. Uns wird gesagt, dass es kein Geld gäbe. Womit werden denn all die millionenschweren Projekte realisiert? Natürlich gibt es in diesem Land Geld! Es ist nur in den Händen weniger und an die traut man sich nicht ran. Wir wollen sehen, dass diese Regierung Entscheidungen gegen diejenigen trifft, die sich dieses Land unter den Nagel gerissen haben.
Was denken sie, wer wir sind? Denken sie, dass wir hier sind, um beim Tanzen fotografiert zu werden? Nein! Wir sind Menschen des Kampfes und des Widerstands! Sie benutzen uns für ihre folkloristischen Tourismusprojekte, sie benutzen uns, um Geld zu verdienen. Wir haben es satt, benutzt zu werden und wir sagen es ihnen deutlich: Dies ist eine Kampfansage!“
Dieser Artikel erschien in unserem Dossier “Sein oder Schein? – Die neue progressive Welle in Lateinamerika”. Das Dossier lag der Oktober/November-Ausgabe 2022 bei und kann hier kostenlos heruntergeladen werden.