30,6 Prozent in Sachsen, 32,8 Prozent in Thüringen und zuletzt 29,2 Prozent in Brandenburg: Die AfD ist leider so erfolgreich wie nie zuvor. Bei der Gen Z (16 bis 24-Jährige) landete die als gesichert rechtsextrem eingestufte Partei in Brandenburg mit 32 Prozent sogar mit weitem Abstand auf Platz eins.
Vor fast einem Jahr war in Argentinien ein ähnliches Phänomen zu beobachten. Dort gaben sogar fast 70 Prozent der Wähler*innen unter 24 Jahren bei der Präsidentschaftswahl Javier Milei ihre Stimme. Wie die AfD schaffte es auch der rechtsextreme Milei mit seinem populistischen Programm und der Ankündigung „alles abzureißen“, eine junge Wähler*innenschaft anzuziehen.
Auch wenn die Situationen oft nur bedingt vergleichbar sind, zeigen sich dieser Zeit in verschiedenen europäischen und lateinamerikanischen Ländern doch ungute Parallelen. Das ist kein Zufall: Seit Jahren nimmt eine breite Vernetzung rechter Politiker*innen immer mehr an Fahrt auf, eine rechte Konferenz jagt die nächste (siehe Artikel im Heft zu Mexiko und Argentinien). Die Wahlerfolge rechter Parteien gedeihen hier wie dort auf ähnlichem Nährböden, gerade was die Tendenzen junger Wähler*innen angeht. Wahrgenommene oder reale Bedrohungen durch Gewalt spielen auch bei den Wahlentscheidungen der Generation unter 24 eine Rolle – verbunden mit Rassismus, der durch populistische Parolen und mediale Kriegsführung gegen Migrant*innen angeheizt wird.
Noch entscheidender dürfte allerdings ein weiterer Grund sein: Der Verlust des Vertrauens, dass aktuell eine bessere Zukunft jenseits von neoliberalen Ideologien möglich ist. Auch (vermeintlich) linke Regierungen in Deutschland wie in Lateinamerika haben es nicht geschafft, ihre Transformationsversprechen einzulösen.
Die gute Nachricht ist: Noch hat die Rechte diesen Kampf lange nicht gewonnen. Denn auch hierzulande täuscht sich die AfD, wenn sie denkt, junge Wähler*innen hätten sie hauptsächlich aus tiefster rassistischer Überzeugung gewählt. Wenn man genauer zuhört und nachhakt, dann ist da bei vielen jungen Menschen auch die große Sorge um die Zukunft: Lehrer*innenmangel, marode Schulen, eine sich bemerkbar machende Klimakrise, Inflation, Wohnungsmangel, sinkende Kaufkraft.
Lösungen für diese Probleme zu finden, ist eine zentrale Kompetenz der Linken. Was es in dieser Krise braucht, um vor allem das Vertrauen der jungen Generation zurückzugewinnen, ist ein Aufbruch. Eine Bewegung, die die sozial gerechte und ökologische Vision zurück auf die Agenda setzt, die eine positive Vision der Zukunft aufzeigt. Die Linke hat jetzt die Chance, sich zu sammeln, zusammenzustehen, sich auf die eigenen Visionen und Stärken zu besinnen und dabei gleichzeitig neue Wege aufzuzeigen.
Wie das im Kleinen gehen kann, zeigt zum Beispiel das Yachay Punku-Haus in Peru, das bei seiner dekolonialen Arbeit traditionelle indigene Strukturen mit Einflüssen der Hip-Hop-Kultur verbindet. Auf größerer Ebene hat die Yasunidos-Bewegung in Ecuador gezeigt, wie gesellschaftlicher Wandel kollektiv erkämpft werden kann – jedoch auch fortlaufend verteidigt werden muss. Beispiele wie diese zeigen: Wir haben jetzt die Möglichkeit, uns die Zukunft zurückzuholen, den gesellschaftlichen Wind zu drehen, Widerstand zu leisten. Auf geht’s!