Milei strebt ein Freihandelsabkommen mit den Vereinigten Staaten an, was auf wohlwollendes Interesse von US-Präsident Donald Trump stößt. Allerdings erschwert die Zollpolitik der USA erheblich eine Einigung zwischen den beiden Ländern. Argentinien konkurriere bei zentralen Exportgütern mit den USA, betont Roberto José Bouzas, Wirtschaftswissenschaftler an der Universidad de San Andrés. Zusätzlich wurde kritisiert, dass Mileis Annäherung an die Vereinigten Staaten für argentinische Interessen bedrohlich oder gar eine Gefahr für die nationale Souveränität sein könnte. Die einseitige Fokussierung auf ein US-Abkommen könnte darüber hinaus die Beziehungen zu anderen Wirtschaftspartnern wie China belasten.
Vor allem beeinträchtigen Mileis Pläne aber die regionale Integration. Der argentinische Präsident bezeichnet Mercosur als ein „Gefängnis“ für seine Mitglieder, da diese keine individuellen Handelsabkommen ohne einstimmige Zustimmung aller Partnerstaaten abschließen können. Seine provokativen Äußerungen haben bereits diplomatische Spannungen ausgelöst: Er bezeichnete den kolumbianischen Präsidenten Gustavo Petro als „Terrorist“ und beschimpfte Brasiliens Präsidenten Lula da Silva als „korrupt“.
Milei nähert sicht stattdessen ultrarechten Politiker*innen in den Vereinigten Staaten, Europa und Lateinamerika. Seine Politik riskiert dabei die internationale Isolation Argentiniens. In einer multipolaren Welt hat er Argentinien absichtlich von internationalen Gremien ferngehalten. Im Jahr 2023 verließ das Land die BRICS-Staaten und setzte die Rücknahme früherer Entscheidungen fort, indem es sich für eine umfassende Privatisierungspolitik entschied, die sich an der der USA orientiert.
Das Verhalten Argentiniens besorgt linke Regierungen in der Region, die eine unabhängigere Position gegenüber der Vereinigten Staaten eingenommen haben. Sie betrachten die Haltung von Javier Milei für spaltend und ein Hindernis für die Einheit der Region. Während frühere argentinische Regierungen die regionale Integration unterstützten, untergräbt Mileis Politik das Vertrauen der Nachbarländer. Die Abneigung für die zwischenstaatlichen Organisationen lässt sich nicht sachlich begründen, da Argentinien von einer Beteiligung durchaus wirtschaftlich profitieren könnte. Die Gründe scheinen viel mehr ideologischer Natur: Javier Milei will als Führungsfigur der freien Welt neben Donald Trump posieren, eine weitere Figur, die für die „Befreiung von der Woke-Agenda“ kämpft. Die politische Destruktivismus von Javier Milei stört allerdings die notwendige politische Koordination in der Region und untergräbt die Verständigung zwischen südamerikanischen Ländern im Rahmen von zwischenstaatlichen Organisationen.
Die USA unter Donald Trump sehen Argentiniens außenpolitischen Kurs als vorteilhaft für ihre eigenen Interessen. Ein potenzieller Bruch mit China als strategischer Partner und die Drohung, aus Mercosur auszutreten, könnten die geopolitische Balance in Südamerika verändern und insbesondere die Führungsrolle Brasiliens herausfordern.